HAFTPFLICHT-, UNFALL-, RECHTSSCHUTZVERSICHERUNG ■ „Schwere“ Risiken wurden erneut überproportional saniert (Kfz-Zu- lieferer, Chemie, Pharma, Unter- nehmen mit hoher Exponierung in den USA). ■ Die Reduzierung der Kapazi- täten bei solchen „schweren“ Risiken hat sich fortgesetzt. Allerdings haben viele Versiche- rer nach eigener Aussage ihre diesbezüglichen Ziele mit der Verlängerung per 1. Januar 2023 erreicht, sodass bezüglich der Kapazitäten die Zeichen eher auf eine leichte Entspannung hindeuten. ■ Bedingungsdiskussionen: Die Forderung nach Aufnahme neuer Ausschlüsse wie PFAS, Nitrosamine; Silent Cyber nimmt weiter zu. ■ Konsequentes, stark aktuariell orientiertes Underwriting der Ver- sicherer. ■ Besondere Betroffenheit der international tätigen Großunter- nehmen mit hohem Kapazitäts- bedarf. ■ Konzentration vieler Versicherer auf den (aus Sicht der Versiche- rer) profitableren Bereich des „Upper Middle Markets“. ■ Nachfrage nach Modellen zur alternativen Risikofinanzierung steigt weiter. Positiv zu bewerten ist allerdings der (erfolgte oder bevorstehende) Markteintritt neuer Carrier (zum Bei- spiel Everest Insurance) sowie auch die Ankündigung einiger etablier- ter und wichtiger Risikoträger, die starke Vorsicht im Underwriting der vergangenen Jahre, insbesondere im Neugeschäft, wieder etwas zu lockern, so zum Beispiel die AIG und die AGCS. US-Schäden – keine Entspannung in Sicht! Kaum eine Marktveranstaltung in den vergangenen Monaten fand ohne eine Präsentation zum Thema „US-Schä- den“ statt. Auch im direkten Dialog mit vielen internationalen Versicherern wurde dieses Thema immer wieder aufgebracht. Die Prämien in den USA bleiben ein wesentlicher Faktor für die Prämienentwicklung internationaler Versicherungsprogramme für Unter- nehmen mit US-Niederlassungen oder US-Exporten. Unternehmen mit USA-Bezug stehen hier besonders im Fokus. Das Ausbleiben nötiger haftungsbe- grenzender Reformen im Haftungs- recht, die gewerbliche Prozessfinan- zierung, der Fokus auf besonders klägerfreundliche Gerichtsbezirke („Judicial Hellholes“), die erwünsch- te Abschreckungswirkung besonders hoher Urteile („Reptile Theory“), die bereits oft thematisierte „Social In- flation“, die hinzukommende Steige- rung der Verteidigungskosten sowie extrem hohe sogenannte „Nuclear Verdicts“ gegen Unternehmen führen in Summe zu einem immer schwerer zu kalkulierenden Rechts- und Kos- tenrisiko in den USA, besonders für Unternehmen. Insbesondere die Entwicklung von „Nuclear Verdicts“ ist besorgniserre- gend. Dies sind Urteile, die per Defini- tion zehn Millionen US-Dollar oder höher sind. Sehr häufig betreffen diese Urtei- le Produkthaftungsfälle (37 Prozent), gefolgt von Verfahren wegen der Ver- letzung von geistigem Eigentum (In- tellectual Property) mit 23 Prozent. Die Durchschnittssumme eines „Nuclear Verdicts“ gegen Unternehmen stieg von 21,5 Millionen US-Dollar in 2020 auf 41,1 Millionen US-Dollar in 2022, wobei sich auch die Anzahl der Urteile verdoppelte. Die Gesamtsumme der „Nuclear Verdicts“ erreichte 2022 stol- ze 18,3 Milliarden US-Dollar. 20 Urteile überschritten 100 Millionen US-Dollar, vier davon sogar 1 Milliarde US-Dollar (Quelle: Report von Marathon Strate- gies, in WSAZ News Channel 3 vom 16.03.2023). Somit sollten Unternehmen mit hoher US-Exponierung ihre Deckungssummen prüfen und im Bedarfsfall auch erhöhen. Inflation Im Jahre 2022 erreichte die allgemei- ne Inflation Rekordhöhen im zweistel- ligen Bereich, getrieben insbesonde- re durch die höheren Rohstoffpreise und Energiekosten. Energieintensive Industrien wie zum Beispiel die che- mische Industrie sind hiervon beson- ders betroffen. Durch die notwendigen Preissteigerungen steigen auch die Umsätze vieler Unternehmen (ohne positive Auswirkungen auf das EBIT), bei umsatzbasierten Haftpflichtverträ- gen steigen dann auch die Prämien. Andererseits ist zu beobachten, dass die Inflation auch zu höheren Scha- denzahlungen führt. Der Grund liegt in der Spätschadenthematik in der Haftpflichtsparte mit entsprechen- den zeitlichen Verzögerungen. Aus dem Markt ist zu hören, dass sich die Schaden-Kosten-Quote (Com- bined Ratio) einiger Versicherer im Haftpflichtbereich für 2022 aufgrund einer inflationsbedingten Neubewer- tung der Schadenreserven deutlich verschlechtert haben soll. Das erhöht den Kostendruck zusätzlich. Die oben genannte Preisspirale birgt aus Sicht unserer Kunden zahlreiche Nachteile. Die Steigerung bezieht sich direkt nur auf die Prämien und die Schadenkosten, die Deckungs- summen verlieren hierdurch indirekt an Wert. Um weiterhin ausreichend hohen Versicherungsschutz zu besitzen, muss auch aufgrund der allgemeinen Inflation die Höhe der Deckungssum- me geprüft und gegebenenfalls ange- passt werden. Um im Bedarfsfall eine einfache Lösung anbieten zu können, hat die deas mit einem renommierten Versicherungspartner eine „schlanke“ Lösung entwickelt: Durch einen „Inflations-Exzeden- ten“ kann, im Normalfall ohne wei- tere inhaltliche Prüfung, in einem gewissen Rahmen eine zusätzliche Deckungsstrecke von 20 Prozent der bestehenden Deckungssum- me gegen eine Mehrprämie von zehn Prozent der aktuellen Prämie eingekauft werden. Sprechen Sie uns gerne zu dieser Thematik an! Neue rechtliche Entwicklungen Auch in den vergangenen Monaten gab es neue rechtliche Entwicklungen, die in der Regel die Haftung für Unter- nehmen verschärft haben. 13